Prolog

Das Auge liest mit
(Helge Schneider)
 
Heute Nacht habe ich von Dir geträumt. Erstmals. Oder - nein, das war nicht das erste mal, ich hatte auch schon zuvor von Dir geträumt. Aber heute Nacht sind wir uns sehr nahe gekommen. So nahe, dass ich es aufschreiben wollte um es festzuhalten. Dich festzuhalten; oder auch nur mich... an Dir...und ich wollte mir klar darüber zu werden, was das für ein Gefühl ist, das mich dir so nahe gebracht hat, im Traum, wo wir uns nun, in dieser Nacht, ganz unverhofft in den Armen lagen. Es ist ja nicht so, dass es mich nicht schon länger zu Dir hinziehen würde, das wäre glatt gelogen, nein, natürlich (?) zieht es mich schon eine ganze Weile zu dir hin, aber ich hätte nicht im Traum daran gedacht, oder doch, das schon - aber ich lasse mich mitunter einfach ungern irgendwo hin ziehen, schon gar nicht, wenn es zeitlich und thematisch und überhaupt so gar nicht passt. Und ich ganz anderes zu tun und zu denken habe und mir Klarheit verschaffen will über so einiges, um nicht zu sagen - über Alles.

Vielleicht hilft ja wirklich nur noch das Eine: Die Literatur. Und da wir alle - spätestens seit Kafka - wissen, dass das mit dem Briefgeheimnis nicht weit her ist, dass es vermutlich nie wirklich existent war, kann ich meine Briefe dann ja auch gleich und noch vor meinem Tode selbst veröffentlichen und somit dem Raubbau an meiner Geschichte eigenverantwortlich zuvorkommen.